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Emotionale Intelligenz
Goleman Daniel (1996)
Der 1946 geborene Psychologe und Wissen- schaftsautor, dessen Doktorvater der berühmte US-amerikanische Verhaltens- und Sozialpsychologe McClelland (* 20. Mai 1917; † 27. März 1998) war, versteht unter Emotionaler Intelli- genz unter anderem die Fähigkeit, Gefühle bei sich und anderen richtig einschätzen und beeinflussen zu können. Goleman sieht darin eine Voraussetzung für beruflichen Erfolg und gute Führungspersönlichkeiten.
In einem einleitenden Teil stellt Goleman zunächst einmal dar, wieso Gefühle in unserem ältesten Gehirnanteil entstanden sind und wie sie später mit neueren kortikalen Gehirnregionen verknüpft wurden, um gezielter wahrgenommen und dann auch beantwortet werden zu können. Erst mit der Bewusstmachung von Gefühlen kann auch die Reaktion darauf eine angemessene Abstufung erfahren, die zu der jeweiligen komplexen sozialen Situation von heute passt, in der es eben nicht – wie in Urzeiten – nur um Flucht oder Angriff geht, sondern um eine Vielzahl von Gefühlen, die sich alle etwas anders anfühlen, insofern wir sie denn wahrzunehmen bereit sind.
In weiteren Teilen des Buches wird die Bedeutung der emotionalen Intelli- genz für die Themen Ehe, Management und Medizin aufgezeigt. Anschliessend werden Beobachtungen an Familien, zu traumatischen Erlebnissen und deren Aufarbeitung und schließlich zu einer möglichen korri- gierenden emotionalen Erziehung im Elternhaus und in der Schule aufgezeigt.
Das Buch ist gut zu lesen und auch gründlich recherchiert. Es zeigt neuere Forschungsvorhaben in den USA auf, die einem europäischen Leser manchmal etwas langatmig geschildert vorkommen. Dennoch ist vieles genauso auf die Situation hierzulande übertragbar, etwa bei der Schilderung der hohen Scheidungsraten. Wer sich mit seinen Gefühlen und mit der Wirkung von Gefühlen auseinandersetzen will, dem sei dieses Buch auf jeden Fall empfohlen.